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Der Sprung ins Leben

Written By: peter

Langsam und bedächtig setzt er einen Fuß vor den anderen. Der Gehweg ist zu dieser späten Stunde nicht gerade überfüllt. Der Umstand, dass es Samstagabend ist, hat zur Folge, dass sich dennoch vereinzelt Menschen blicken lassen. Ein junges Pärchen schlendert an ihm vorbei. Er kann gerade noch ausweichen, um nicht mit ihnen zusammen zu stoßen. Sie scheinen genau so in Trance zu sein wie er. Nehmen ihre Umwelt kaum zur Kenntnis.
Der Grund für ihre Entrücktheit ist Liebe, der seiner, gänzlich anderer Natur. Eine Mischung aus Wut, Trauer, Angst und Teilnahmslosigkeit haben ihn in diesen Zustand versetzt.
Er konnte sich allerdings noch an eine Zeit erinnern, als auch er blind vor Liebe gewesen war. Allerdings schien das in einem anderen Leben gewesen zu sein. Ihm kam es zumindest in letzter Zeit häufig so vor. Objektiv gesehen war es gerade einmal zwei Jahre her. Damals war die Welt noch in Ordnung. Zumindest für ihn.

Er war als Angestellter bei einer Bank beschäftigt gewesen und hatte genug Geld verdient, um sich eine neue, größere Wohnung leisten zu können. Am ersten Abend in seinem neuen Heim hatte er sie dann kennen gelernt. Sera. Sie wohnte damals noch in der Nachbarwohnung. Das war bevor sie zu ihm zog. Sie hatte an seine Tür geklopft und ihn gefragt, ob er etwas Hilfe gebrauchen könnte. Ganz einfach so.
Es war ihr aufgefallen, dass sie einen neuen Nachbarn bekommen hatte und es schien ihr das Natürlichste der Welt, ihm ihre Hilfe anzubieten.
Er hatte sich auf der Stelle in sie verliebt.

Er versuchte, sich wieder darauf zu konzentrieren, was um ihn herum geschah und nicht mehr an die Vergangenheit zu denken. Er war noch etwa drei Minuten von seinem Ziel entfernt und überquerte gerade eine Kreuzung. Ein wütendes Hupen brachte ihn vollends in die Realität zurück. Die Fußgängerampel stand auf rot und er mitten auf der Straße. Der PKW-Verkehr war zum Glück noch rarer als die Fußgänger, trotzdem stand ein alter silbergrauer VW Golf kaum zwei Meter neben seiner rechten Flanke und wartete darauf, passieren zu können. Die gleißenden Scheinwerferkegel blendeten ihn und so konnte er nicht erkennen, wer sich hinter dem Steuer befand. Er blieb noch einige Sekunden so stehen und erst eine neuerliche Huptirade des genervten Autofahrers brachte ihn wieder in die Gänge.
Er musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren. Er wusste, dass er alle Kraft brauchen würde, die er hatte, um sie zu bewältigen. Vielleicht sogar noch mehr.
Nach einigen Schritten verfiel er wieder in seinen gewohnten Trab und das Klappern seiner Schuhe auf dem Asphalt schien beinahe magnetisch auf ihn zu wirken.

Sie war attraktiv, intelligent, humorvoll und seiner Meinung nach die sexieste Frau, der er jemals begegnet war. Lange Zeit hatte er darüber gerätselt, was ihr diese spezielle Ausstrahlung verlieh, die sie sofort zum visuellen Mittelpunkt jedes Raumes machte, den sie betrat. Jetzt war er zu dem Schluss gekommen, dass es hauptsächlich an ihrer Art lag, sich zu bewegen.
Ihre Bewegungen hatten etwas Katzenhaftes und Fließendes an sich, was ihr eine äußere Ruhe verlieh. Eine Ruhe, die zugleich anziehend wie auch ansteckend wirkte.
Schon zwei Tage nachdem sie sich zum ersten Mal getroffen hatten, hatten sie miteinander geschlafen. Danach hatten sie die restliche Nacht wach nebeneinander gelegen und sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten erzählt.
Seine größte Leidenschaft war immer das Bergsteigen gewesen und als sie ihm erzählte, dass es sich bei ihr genauso verhielt, war er ihr endgültig verfallen. Das hörte sich im Nachhinein gesehen vielleicht etwas albern an, aber genauso hatte es sich zugetragen. Das lag nicht daran, dass sie ein gemeinsames “Hobby” hatten, sondern es lag an der Art, wie sie von ihren Ausflügen in die Natur erzählte. Wie sie mit ihrem älteren Bruder die ersten Bergwanderungen gemacht hatte, und wie es ihr allmählich gelang, besser zu werden als er. Sie hatte damals ganze Wochenenden in den Bergen verbracht. Anders als sie, war er ein Stadtkind gewesen und die Gelegenheiten in die unberührte Natur zu kommen, waren in seiner Kindheit und Jugendzeit spärlich gesät und genau deswegen umso kostbarer.

Eine Gruppe ausgelassener Jugendlicher spazierte an ihm vorbei und machte dabei einen ziemlichen Radau, doch er war schon zu sehr in seine Gedanken versunken, um noch viel davon mitzubekommen.

Nach fünf Wochen hatten sie sich verlobt und weitere drei Wochen später geheiratet. Ihrer Familie hatte das nicht besonders gefallen. Es ging einfach alles viel zu schnell, um gut zu gehen. Er hatte keine Familie mehr, die sich hätte beschweren können. Sie hatten alle Zweifler eines Besseren belehrt. Die zwei Jahre, die ihre Ehe gedauert hatte, waren die besten seines Lebens gewesen und wie sie ihm einmal verriet, auch die des ihren.
Am 18. April, genau vor zwei Jahren, war das alles von einer Sekunde auf die andere zerbrochen. Zerplatzt wie eine Seifenblase im Wind. Es waren etwas mehr als zwei Dutzend Bergwanderungen gewesen, die sie gemeinsam unternommen hatten, aber an diese eine, konnte er sich so gut erinnern wie an kaum etwas Anderes in seinem Leben.

Wie immer waren sie sehr zeitig in der Früh aufgestanden, um den Aufstieg zu bewältigen, bevor die Mittagshitze so richtig einsetzte. Gegen vier Uhr morgens waren sie aus dem Hotel am Fuß dieses verfluchten Berges aufgebrochen und waren anfangs auch sehr gut vorangekommen. Nach etwa zwei Stunden des Weges hatte Sera ihn gebeten etwas Rast zu machen, da sie vollkommen aus der Puste sei. Er wusste, dass seine Kondition kaum besser, vielleicht sogar etwas schlechter war, als die seiner Frau, da sie, im Gegensatz zu ihm, jeden Morgen einige Kilometer joggte. Deshalb verwunderte es ihn auch etwas, dass sie schon so früh eine Pause einlegen musste.
Er schenkte dem ganzen aber keine große Beachtung. Der schwerwiegendste Fehler seines Lebens, wie er heute wusste.
Vor ihm ragte das Bürogebäude auf, in dem er so viele Jahre seines Lebens verbracht hatte. Wie ihm jetzt erschien, zu viele. Wenn er jede Überstunde, die er in der Arbeit verschwendet hatte, stattdessen mit ihr verbracht hätte, wäre ihm die Veränderung vielleicht früher aufgefallen.
Verdammt, sie war im dritten Monat schwanger gewesen und er hatte es nicht bemerkt.

Zu dieser späten Stunde arbeitete hier natürlich niemand mehr und das war auch besser so. Er wusste nicht, wie er sein Auftauchen hier hätte erklären können und er hatte eindeutig nicht die Nerven, sich eine geeignete Ausrede einfallen zu lassen. In das Gebäude zu kommen, stellte für ihn kein besonderes Problem dar, da er genau wusste, welche Sicherheitsvorkehrungen es gab und wie man sie umgehen konnte.
Das Hochhaus hatte sechzehn Etagen und da er ganz auf das Dach hinauf wollte und die Aufzüge ausgeschaltet waren, hatte er noch einen weiten Weg vor sich.
Ohne weitere Umschweife machte er sich an den Aufstieg und unwillkürlich erinnerte ihn das an diese letzte verhängnisvolle Bergwanderung.

Er war nur einige wenige Meter hinter ihr, in einer Wand mit einem gerade mal mittleren Schwierigkeitsgrad, als sie plötzlich und ohne Vorwarnung nach hinten stürzte. Sie war natürlich durch ein Seil gesichert, aber sie stürzte dermaßen unglücklich, dass sie mit dem Kopf mit voller Wucht gegen die Felswand prallte. Als die Rettungsmannschaften eintrafen, war sie bereits klinisch tot und als er im Krankenhaus auf den Arzt wartete, der ihm die Nachricht von ihrem Ableben offiziell überbrachte, erfuhr er, dass er nicht nur seine Ehefrau, sondern auch sein ungeborenes Kind verloren hatte.

Inzwischen war er im vierten Stock angelangt. Er verschwendete keine Zeit damit, sich in seiner früheren Arbeitsstätte umzusehen, sondern beschleunigte seinen Schritt noch. So als könnte er vor allem davonlaufen. Vor all den Erinnerungen.

Es war jedoch sinnlos, davonlaufen zu wollen. Das war es immer schon gewesen. Diese Lektion lernte er direkt nach dem Tod seiner Frau. Die Tage nach ihrem Ableben hatte er in einer Art Scheinwelt verbracht. Er wollte und konnte es sich nicht eingestehen, dass Sera und ihr Baby niemals mehr Teil seines Lebens sein konnten.
In dieser Zeit hatte ihn Seras Familie sehr unterstützt. Sie kümmerten sich um die Begräbnisvorbereitungen und Megan, Seras Schwester, zog vorübergehend bei ihm ein, um sich seiner annehmen zu können. An dem Tag des Begräbnisses glaubte er das Schlimmste überstanden zu haben, aber dem war ganz und gar nicht so.
Als der Priester die Worte sprach, die den Trauernden Trost spenden sollten, hatten sie bei ihm die gegenteilige Wirkung. Der volle Umfang seines Verlustes wurde ihm mit einem Schlag bewusst. Und er kippte um.
Die Ärzte im Krankenhaus hatten ihm erklärt, dass das nur eine natürliche Reaktion gewesen sei. Er sollte sich das vorstellen wie bei einem Stromkreis. Da fliegt auch die Sicherung raus, wenn eine Überlastung auftritt. Genauso wäre es bei ihm gewesen. Als die Emotionen zu groß und zu mächtig wurden, als dass das Bewusstsein sie hätte verarbeiten können, hat er sich einfach ausgeklinkt.
Mit dieser Art von Geschwafel konnte er herzlich wenig anfangen und außerdem waren es dieselben Ärzte gewesen, die seine Frau hatten sterben lassen.
Dem war natürlich nicht so. In seinem Innersten wusste er nur zu genau, dass kein Arzt der Welt seiner Frau hätte helfen können. Aber irgendjemand musste doch Schuld sein.
In der Woche danach hatte er versucht, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Erfolglos.
Er ging nicht mehr zur Arbeit und verlor postwendend seinen Job. Das konnte er sich leisten, denn sie beide hatten genug gespart, um auch ein paar dürre Monate zu überstehen.
Er zog in eine andere Wohnung, da ihn in seiner zuviel an sie erinnerte. Er vermied es sich mit anderen Leuten zu treffen und kanzelte sich von der Umwelt ab so gut es ging.
Das tat er etwa drei Monate lang.

Das neunte Stockwerk.

Dann besuchte ihn Megan. Sie versuchte vernünftig mit ihm zu reden, doch das hatte keinen Sinn.
Er ließ nicht mit sich reden. Er wollte nur alleine sein und sich selbst bemitleiden.
Nach etwa einem halben Jahr war er zu dem Schluss gelangt, dass er schuld an dem Tod seiner geliebten Frau war. Er ganz alleine.
Er hätte bemerken müssen, dass etwas nicht mit ihr stimmte.
Er hätte diese Bergwanderung niemals mit ihr machen dürfen.
Er hätte sie besser sichern müssen, um so den Unfall zu vermeiden.
Er wünschte sich nichts mehr als die Zeit zurückdrehen zu können.
Damals begann er auch mit dem Trinken. Er sah es einerseits als eine Möglichkeit vorübergehend zu vergessen, andererseits auch als Weg, sich selbst zu bestrafen.
Weitere zwei Monate später musste er sich eingestehen, dass er dem Alkohol verfallen war und selbst die treuesten Freunde hatten sich inzwischen von ihm abgewandt.

Das dreizehnte Stockwerk.

Obwohl er sich seiner Lage durchaus bewusst war, hatte er weder die Kraft noch den Mut etwas daran zu ändern.
In den letzten paar Monaten war es mit ihm steil bergab gegangen. Er betrank sich nicht mehr mit Bier sondern mit Wodka und hatte nur mehr wenige helle Momente. Sein Körper zeigte erste Reaktionen auf den fortschreitenden Missbrauch.
In den wenigen klaren Stunden, in denen er versuchte sein Leben halbwegs unter Kontrolle zu halten, machte er sich Vorwürfe. Und diese versuchte er dann wiederum im Alkohol zu ertränken.

Vor fünf Tagen hatte er dann den Brief bekommen. Das war am Montag. Geöffnet hatte er ihn aber erst zwei Tage später. Einer dieser raren Momente bevor ihn das Zittern ergriff und er eine neue Flasche öffnete, um zu vergessen.
Er steckte in einem neutralen weißen Kuvert, hatte keinen Absender, und er hätte ihn beinahe weggeworfen. Zum Glück nur beinahe.
Es war ein Brief von seiner Frau. Adressiert an ihn, beinahe zwei Jahre nach ihrem Tod. Das ganze hatte aber keineswegs etwas Übernatürliches. Sie hatte den Brief zu ihren Lebzeiten geschrieben und einer Freundin zur Verwahrung gegeben. Mit der Anweisung ihn zu jenem bestimmten Datum an ihren Mann zu schicken. Das alles fand er später heraus.
Sie hatte öfter solche Ideen gehabt und oft waren ihm ihre Spleens und Eigenwilligkeiten auf den Geist gegangen.
Doch diesmal war er mehr als dankbar dafür.

Im obersten Stockwerk angelangt, strebte er direkt der Tür entgegen, die ihn auf das Dach des Hochhauses bringen würde und er hatte keine Mühe sie zu finden. Während der Zeit als er noch hier gearbeitet hatte, war er oft hier heraufgekommen, um einen klaren Kopf zu gewinnen. Damals war er aber immer mit dem Aufzug gefahren. Aber es lag nicht nur daran, dass er dermaßen aus der Puste war. Er musste wieder einmal erkennen, wie sehr sein exzessiver Lebensstil seiner Konstitution schon zugesetzt hatte.
Vor der grauen Stahltür blieb er stehen. Über ihm leuchtete matt das grün-weiße Schild mit der Aufschrift Exit.
Er wusste nicht, wie oft er schon durch diese Tür getreten war und doch hatte er große Angst davor, es dieses Mal zu tun.

Der Brief war nichts Besonderes. Sie hatte ihn nicht geschrieben, weil sie wusste, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte, sondern es sollte einfach nur eine nette Erinnerung für sie beide sein. Es war quasi eine Momentaufnahme der Gefühle, die sie damals für ihn gehegt hatte und umfasste drei DINA4-Seiten.
Aber trotzdem hatte ihn dieser Brief aufgerüttelt. Ob er ihm vielleicht sogar das Leben retten könnte, würde er in den nächsten paar Minuten herausfinden.

Er hielt den Atem an und trat erneut in die kalte Winterwelt hinaus.
Mit einem Seufzer der Erleichterung blies er die Luft nun wieder aus seiner Lunge und die warme Luft bildete eine Wolke, als sie sich mit der kalten vermischte.
Er war erleichtert, dass er diese erste Hürde überwunden hatte. Die kalte Luft brannte auf seiner schweißnassen Haut, aber seinen, durch die Anstrengung hervorgerufenen Kopfschmerzen, brachten sie Linderung.
Seit jenem tragischen Unfall hatte er nie wieder eine Bergwanderung gemacht und auch allzu große Höhen tunlichst gemieden. Höhenangst war nie ein Problem für ihn gewesen und trotzdem fürchtete er sich jetzt davor, in einen Abgrund zu blicken.

Der Brief hatte ihn nicht deshalb so sehr bewegt, weil er ihn an sie erinnerte. Seine Erinnerung war ja allgegenwärtig. Sondern weil er ihn zu der Erkenntnis brachte, dass er inzwischen nicht mehr um sie trauerte, sondern sich selbst bedauerte. Er weinte einem Leben nach, das er nie würde führen können.
Sie hatte ihm geschrieben, dass sie sich schon am ersten Abend unsterblich in ihn verliebt hatte und dass sie schon zu diesem Zeitpunkt wusste, dass sie ihn heiraten würde. Etwas, das sie ihm nie gesagt hatte. Sie hatte sich damals in einen Mann verliebt, der er heute nicht mehr war. In etwas, was er verloren hatte. Er musste es wieder finden, um weiterleben zu können. Um ihretwillen. Um seinetwillen.

Langsam und bedächtig näherte er sich dem Rand des Daches auf der der Stadt zugewandten Seite.
Das Dach war von einer etwa 80cm hohen Mauer umrandet. Als er kurz davor stehen blieb, erkannte er, dass die Begrenzung nicht mehr als 20cm breit war.
Er durfte jetzt nicht innehalten, so gut kannte er sich, sonst würde er dies hier niemals zu Ende bringen können.
Mit einem entschlossenen, aber vorsichtigen Schritt stieg er auf die Barriere und war darauf bedacht, seinen Blick nach vorne zu richten. Er stand auf wackeligen Beinen und suchte einen Punkt, den er fixieren konnte, um seine Aufmerksamkeit darauf zu richten und sein Gleichgewicht zu bewahren.
Ein Werbeplakat für eine Urlaubsreise auf die Kanaren diente ihm als dieser. Es war so gut wie alles andere auch.
Als er sich halbwegs sicher fühlte, wagte er es die Augen zu schließen und in sich hineinzuhören. Er musste endgültig Abschied nehmen und das wusste er.
Während er langsam und fast verschlafen die Augen öffnete, nahm er den Brief aus seiner linken Manteltasche.
Aus seiner rechten holte er ein Streichholzbriefchen. Es kostete ihm einige Mühe, es bei dem nicht allzu starken, aber dennoch stetigen Wind zum Brennen zu bringen, aber jetzt ließ er sich nicht mehr aus der Ruhe bringen.
Das spärliche Feuer von seiner Handfläche geschützt, warf er einen letzten Blick auf ihre feine und gestochene Handschrift, bevor er das Papier der Gier des Feuers preisgab.
Als die Flammen ihre Arbeit beinahe beendet hatten und er bereits die Hitze auf seinen kalten Fingern spüren konnte, ließ er das Blatt aus seinen Fingern gleiten.
Von einem letzten Aufglühen begleitet, segelte es ihn die schwarze Tiefe unter ihm.
Es wäre so leicht, sich einfach nach vorne fallen zu lassen und dem Glühen in den Abgrund zu folgen. Aber dieses Mal wollte er es sich nicht leicht machen. Noch einmal blickte er in die erlösende Schwärze unter ihm, dann wandte er sich langsam ab. Mit einem entschlossenen Satz sprang er vom Sims und zurück in sein Leben.
Er hatte sich einen neuen Start verdient.
In den Bergen? – Nein, das Meer wäre jetzt genau das Richtige.
Vielleicht ja die Kanaren.

 

– Autor/Copyright: Peter Felbermayr –

 

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